Gedenkveranstaltung an drei Orten
Am kommenden Sonntag, 14. April, treffen sich die Mitglieder der Vereinigung der Opfer des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA, e.V.) um 12 Uhr zur traditionellen Gedenkveranstaltung auf dem Sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof in Hörsten bei der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen.
In Kooperation mit dem DGB wird speziell an die Ermordung der mehr als 20.000 Sowjetsoldaten gedacht, die durch die deutschen Faschisten in dem Lager umgebracht wurden. Agnes Hasenjäger vom Friedensbüro Hannover wird einen kleinen Wortbeitrag halten, außerdem ist eine musikalische Untermalung geplant.
Anschließend werden die sowjetischen Kriegsgedenkstätten in Wietzendorf und Oerbke besucht und auch dort kleine Gedenkveranstaltungen durchgeführt.
ZEITPLAN
12.00 Uhr Hörsten:
maps.app.goo.gl/uj7q3NzwfLXYpwKV7
Musik, Rede Agnes Hasenjäger (Friedensbüro Hannover), Übergabe von VVN-BdA-Mitgliederausweisen
14.00 Uhr Wietzendorf:
maps.app.goo.gl/Vk5yUewj5xE58fcS8
Musik, Informationen zur Gedenkstätte
15:30 Uhr Oerbke:
maps.app.goo.gl/aBfuUTvSAcc1cjz86
Musik, Informationen zur Gedenkstätte
16.00 Uhr Ende
Einkehr bei Bedarf in Gaststätte / Imbiss
Ankündigung 2023
Mahn- und Gedenkveranstaltung von DGB und VVN/BdA
Die VVN-BdA Niedersachsen und die DGB-Region Nordost-Niedersachsen veranstalten am Sonntag, 24.4.2022, auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof in Bergen-Belsen/Hörsten (an der Panzerringstraße Belsen - Ostenholz gelegen) eine Mahn- und Gedenkveranstaltung anlässlich des 77. Jahrestags der Befreiung des KZ Bergen-Belsen und der sowjetischen Kriegsgefangenen.
Ab 13 Uhr sind folgende Redebeiträge geplant:
Silke Petry, Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten
Rolf Becker, Schauspieler. Seine Rede siehe hier
Werner Behrens, Kreisvorsitzender DGB Nienburg
Liam Harrold, SJD - Falken Lüneburg / Hannover
Durch das Programm, das musikalisch durch die Gruppe "Agitprop Hannover" begleitet wird,
führt die Sprecherin der VVN-BdA Niedersachsen, Mecki Hartung.
"Wir freuen uns, das Grußwort von Juri Vasyunets verlesen zu können. Er ist NS-Opfer, wohnt in der Ukraine. So werden wir eine Stimme aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion hören", so Mechthild Hartung vom Sprecher*innenkreis der VVN-BdA Niedersachsen.
Am Ende der Veranstaltung ist noch die Übergabe von Nelken und Mitgliedsbüchern an Mitglieder der VVN-BdA geplant.
Die VVN-BdA veranstaltet seit den 50er-Jahren im April eine Mahn- und Gedenkkundgebung, um an die Befreiung zu erinnern und entsprechend des "Schwurs von Buchenwald" - demnach die "Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln" und der "Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit" Aufgaben der VVN-BdA sind - zu mahnen. Der DGB und Gewerkschaften engagieren sich seit Jahrzehnten für die Erinnerung an die NS-Verbrechen an sowjetischen Kriegsgefangenen in den Lagern auf Europas größtem Truppenübungsplatz (Oerbke, Wietzendorf, Hörsten).
Weitere Informationen zu dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof sind auf der Seite der AG Bergen-Belsen zu finden.
Der sowjetische Kriegsgefangenenfriedhof in Bergen-Belsen im Jahr 1967.
Flugblatt
Ein Flugblatt als PDF-Datei zum Ausdrucken kann HIER heruntergeladen werden.
Anfahrtsbeschreibung
1.
Ziel: Sowjetischer Kriegsgefangenenfriedhof „Stalag 311 (XI C)",
Panzerstraße, 29303 Lohheide, Hörsten
GPS-Position: 52.76355, 9.89360
Anfahrt mit dem Auto:
Von Norden (aus HH, HB):
A27 auf A7 und gleich die 1. Abfahrt Westenholz nehmen.
Rechts (nach Osten) abbiegen auf K147 Richtung "Westenholz", in "Ostenholz" an
Kreuzung rechts abbiegen auf Hauptstraße und dann der Panzerringstraße lange
folgen.
An Kreuzung nicht rechts Richtung Meißendorf abbiegen, sondern östlich Richtung
Hörsten / Belsen fahren. Der Veranstaltungsort befindet sich rechts kurz vor
einem Stopp-Schild.
Von Osten (aus Bergen)
über die L298
Von Süden (aus Winsen/Aller)
über die L298
Vor Ort stehen keine sanitären Anlagen zur Verfügung!
Da wir in diesem Jahr mit sehr vielen Teilnehmenden rechnen, weisen wir Euch
nach Aufforderung durch die Versammlungsbehörde darauf hin, dass der Parkplatz
an der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Anne-Frank-Platz, zu benutzen ist, wenn der
Platz direkt am Friedhof nicht ausreicht.
2.
Ziel: Gedenkstätte Bergen-Belsen, Anne-Frank-Platz, 29303 Lohheide
GPS-Position: 52.75737, 9.91212
Vor Ort stehen Toiletten zur Verfügung!
Der Weg vom Parkplatz Anne-Frank-Platz zum Sowjetischen Kriegsgefangegenenfriedhof dauert weniger als 30 Minuten und ist unter 2 km lang.
Kurzbeschreibung:
1. Durch das Tor an der Gedenkstätte hindurch
(oder wenn das geschlossen ist, an der offenen Seite vorbei gehen),
2. links zum Obelisken (vorbei am Grab von Anne Frank u.a. Erinnerungsorten),
3. am Obelisken rechts,
ab dann ist der Friedhof ausgeschildert (siehe Fotos / Skizzen).
Die Hälfte der Strecke ist mit Platten ausgelegt, die andere Hälfte ist ein Feldweg, der gut beschritten werden kann. Die Strecke ist nicht durchgehend rollstuhlgerecht und Hunde dürfen nicht über das Gelände der Gedenkstätte geführt werden.
Der gesamte Außenbereich der Gedenkstätte Bergen-Belsen kann besucht werden.
Weitere Infos siehe unter Gedenkstätte.
Der Weg zur Gedenkstätte ist ab der Autobahn A7 von Norden (Ausfahrt Soltau-Süd) und von Süden (Ausfahrt Mellendorf) ausgeschildert. Die Entfernung zur Ausfahrt Soltau-Süd beträgt etwa 25 Kilometer, zur Ausfahrt Mellendorf etwa 40 Kilometer.
Anfahrt von Norden / Westen: Der Veranstaltungsort liegt rechts an der Panzerringstraße.
Anfahrt von Osten: Der Veranstaltungsort liegt links kurz hinter der abknickenden Vorfahrtsstraße.
Der Fußweg führt durch das Eingangstor in Bergen-Belsen, danach links zum Obelisken.
Am Obelisken geht es rechts zum Veranstaltungsort.
Auf weitere Schilder achten.
Der Weg führt durch den Wald.
Fotos: Inge Scharna
Lageplan
Links befindet sich der Kriegsgefangenenfriedhof.
Quelle: Gedenkstätte Bergen-Belsen
"Die meisten davon waren genauso alt wie ich"
Gedenken in Hörsten: Den Nazis entgegentreten - Frieden mit Russland
Erschwert durch die behördlichen Auflagen gegen die in Niedersachsen heftig grassierende Pandemie hat die niedersächsische VVN-BdA am 18. April 2021 der Befreiung des KZ Bergen-Belsen und der sowjetischen Kriegsgefangenen gedacht. Die Stiftung Niedersächsischer Gedenkstätten hatte deswegen wie schon im letzten Jahr auf die öffentliche Befreiungsfeier für das KZ verzichtet.
Mit ca 150 Teilnehmer*innen waren deutlich mehr Besucher*innen als üblich der Einladung der VVN-BdA und der DGB Region Nord-Ost-Niedersachsen auf dem Sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Hörsten gefolgt. Dort liegen mindestens 20.000 junge Sowjetsoldaten, von denen tausende bereits im ersten Winter nach dem Überfall auf die Sowjetunion unter schrecklichen Bedingungen - Hunger, Kälte, Misshandlungen - auf dem Gelände des späteren KZ umgekommen sind. Nur das Jahrzehnte lange Bemühen der VVN-BdA hat verhindert, dass ihr Schicksal hinter den Verbrechen im späteren KZ ab 1943 - hier starb z.B. Anne Frank - dem gewollten Vergessen anheimgefallen ist.
Rolf Becker als Überraschungsgast
Die Sprecherin der VVN-BdA Niedersachsen, Mechthild Hartung, konnte zahlreiche Redner*innen begrüßen. Als "Überraschungsgast" war der Schauspieler und Rezitator Rolf Becker aus Hamburg gekommen. In einem bewegenden Grußwort überbrachte er nicht nur die persönlichen Grüße von Esther Bejarano, Ehrenvorsitzende der VVN-BdA, die wegen der Pandemie auf eine physische Teilnahme verzichten musste, sondern warnte eindrücklich vor den Gefahren eines neuen Krieges. Der könne sich wie schon zweimal aus der sich ständig steigernden Propaganda gegen Russland entwickeln und würde bei uns in Mitteleuropa ausgetragen.
Im Anschluss trug die Kameradin Evi Wefer-Kameli Esthers Grußwort vor, das sie der VVN-BdA bereits vorab zugesandt hatte. Sie nannte es darin unerträglich für die Überlebenden, "wenn wieder Naziparolen gebrüllt und Synagogen angegriffen werden, Todeslisten kursieren und Rechtsextreme in den Parlamenten sitzen".
Belarussische Opfer der Naziokkupation
Zu einem weiteren Grußwort konnte Mechthild Hartung den Vertreter der Botschaft Belarus, Pavel Groshevik, 2. Botschaftssekretär, begrüßen. Der Diplomat hob besonders die ungeheuren Opfer des belarussischen Volkes unter der Naziokkupation hervor. Ein Drittel der Menschen wurden von den Faschisten umgebracht und die Hälfte aller Städte und Dörfer zerstört. Der Hass auf den Krieg und die Sehnsucht nach Frieden seien seit damals ins belarussische Gedächtnis eingeschrieben.
Verständigung mit Russland
Der Hauptredner Rainer Butenschön, Journalist und Mitherausgeber von "Ossietzky, machte die notwendige Verständigung mit Russland zum Schwerpunkt seiner Ausführungen. In Anknüpfung an Rolf Becker verurteilte er die kampagnenhaften, öfters geradezu primitiven Verurteilungen Russlands. Vor dem Hintergrund der hier und auf den weiteren "Heide"-Gräberfeldern liegenden tausenden junger Sowjetsoldaten nannte er es beschämend, wenn die deutsche Kriegsministerin mit Russland nur "von einer Position der Stärke aus" verhandeln wolle. Die Schuld, die Deutschland mit dem Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion auf sich geladen hat, verlange völlig andere, ehrliche Verhandlungsbemühungen. Gerade mache das der sich zuspitzende Konflikt um den Donbass nötiger denn je.
Als Journalist schmerze es ihn persönlich, wie sich der Großteil der Medien für die Regierungspropaganda einspannen lasse. Wo bleibe der Aufschrei in der Presse, wenn der russische Staatschef Putin regelmäßig mit "Hitlerbärtchen" karikiert werde? Einen israelischen Staatschef so darzustellen, sei zu Recht undenkbar. Aber den Vertreter des russischen Volkes, das 27 Millionen Kriegstote zu beklagen habe, könne anscheinend ständig mit Fußtritten beleidigt werden. Er forderte alle Anwesenden auf, für den Frieden und für Verständigung mit Russland einzutreten. Denn, und hier nahm er Rolf Beckers Warnung auf, der nächste Krieg fände "bei uns" statt.
Als Vertreter des DGB N-O-Niedersachsen erinnerte Joachim Fährmann, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Celle-Lüneburg, daran, dass die jungen sowjetischen Soldaten, die hier liegen, sicher auch hoffnungsvolle Pläne für ihr späteres Leben hatten. Ihm sei aber bei Besuchen in vielen Gedenkstätten aufgefallen, dass dazu im Gegensatz zu anderen Opfern überall geschwiegen werde.
"Dorfnazis" in Gemeinderäten
H.-D. Charly Braun, DGB Kreisverbandsvorsitzender Heidekreis, konnte mit konkreten Beispielen von neofaschistischen Aktivitäten in dem die Gedenkstätte umgebenden Heidekreis von seiner Jugendzeit bis heute den ungebrochenen "braunen Geist" der Region konkretisieren. Es war nicht unüblich, dass der "Dorfnazi" bruchlos in die Gemeinderäte integriert wurde. Und bis heute fühlen sich in vielen Dörfern "braune Geister" durchaus aufgehoben. Zu dieser Stimmung unter der hiesigen Bevölkerung trägt auch die seit der Nazizeit jahrzehntelange Militarisierung bei, die vom "größten Truppenübungsplatz Europas" ausgeht. Dagegen setzt die Initiative "Biosphärenreservat Heide" die Forderung nach ziviler Nutzung. Der Abzug der britischen Armee vor einigen Jahren hätte dafür ein erster Schritt sein können. Da er bisher nicht gegangen wurde, sei weitere Friedensarbeitsarbeit weiter dringend nötig.
Junge und Neumitglieder
Besonders erfreulich war auch auf der diesjährigen Gedenkveranstaltung die Beteiligung zahlreicher junger Menschen. Die SJD-Die Falken aus Wolfsburg verlasen beispielhaft die Namen von 40 Rotarmisten, die allein am 21. Januar 1942 hier an diesem Ort gestorben sind. "Die meisten davon waren genauso alt wie ich", so der junge Falke nachdenklich. Seiner engagierten Rede nahm den Slogan ihres Transparentes "Erinnern heißt Kämpfen" wunderbar aufnahm und machte Mut. Denn sie zeigte, dass auch die junge Generation den Kampf um die Erinnerung aufnimmt.
Ein abschließender Höhepunkt war die Entgegennahme ihrer Mitgliedsbücher durch 32 neue Kamerad*innen, die zusammen mit 176 weiteren Menschen aus Niedersachsen seit dem Angriff auf die VVN-BdA durch Aberkennung der Gemeinnüzigkeit unserer Organisation beigetreten sind. Das macht Mut!
Sehr zum Gelingen der Gedenkveranstaltung haben auch in diesem Jahr die musikalischen Beiträge von "Agitprop Hannover" beigetragen. Mit deutschen und russischen Antifa-Liedern sorgten sie für eine wunderbare Stimmung. Alfred Hartung
Fotos:
Jankowskis, Nolte, Scharna, Springhorn, Weismann-Kieser.
Redemanuskript von Rolf Becker
am Sonntag, 24.4.2022, auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof in Bergen-Belsen/Hörsten
Dank für Euren und für Ihren Besuch an diesem Ort und in dieser geschichtlich bedrohlichen Stunde – Dank, dass ich hier heute zu Euch sprechen darf.
„Frieden zwischen den Menschen – Frieden zwischen den Völkern“, das ist die Mahnung der dreieinhalb Millionen Gräber auf Sowjetischen Ehrenfriedhöfen in Deutschland, eine Mahnung, die Richtschur jeglicher Politik sein sollte! „Verhandeln statt schießen“ sollte Gebot auch heutiger Politik sein – warum das nicht der Fall ist und warum wir Anlass haben besonders hierzulande dafür einzutreten, dazu einige Worte.
„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ – wir alle kennen das Zitat von Carl von Clausewitz aus seinem Buch „Vom Kriege“. Frage entsprechend: welche Politik war gescheitert, so dass es mit dem vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Angriff am 24. Februar zum Krieg Russlands gegen die Ukraine kam? Was hat dazu geführt, dass die widersprüchlichen politischen Interessen zwischen Ukraine und NATO-Staaten einerseits und andererseits Russlands nicht mehr auf diplomatischem Weg durch Verhandlungen zu lösen waren, sondern zum Krieg führten – mit den sich von Tag zu Tag steigenden Zahlen der Opfer vor allem unter der Zivilbevölkerung, nicht nur der ukrainischen, auch der russischen innerhalb der Ukraine – mit den anwachsenden Flüchtlingsströmen, deren Leid trotz solidarischer Hilfe kaum gemildert werden kann – mit der Schwächung der Volkswirtschaften auch von Ländern, die wie die Bundesrepublik bislang nur durch wirtschaftliche Sanktionen am Krieg beteiligt sind.
Zum Anliegen der russischen Regierung, seit mehr als 20 Jahren stets erneut von Putin geäußert: Stopp der NATO-Ost-Erweiterung, keine Stationierung von Militär und Waffen sowie permanente Truppenmanöver an den russischen Grenzen – sondern Sicherheitsgarantien für das eigene Territorium, auch im Interesse der angestrebten Weiterentwicklung von Handelsbeziehungen mit Westeuropa, insbesondere Deutschlands.
Stattdessen wurde die Ukraine von USA und NATO zum antirussischen Frontstaat aufgerüstet – ohne formal NATO-Mitglied zu sein. Als unter Missachtung der Waffenstillstands-Vereinbarungen von Minsk seitens der Selensky-Regierung Truppen im Donbass-Gebiet zusammengezogen wurden, und laut OSZE etwa 100.000 Zivilisten nach Russland evakuiert werden mussten, war der Verhandlungsweg für Putin verbaut.
Zum Anliegen der NATO unter Vorgaben der US-Militärführung: Weiterführung der mit dem Jugoslawien-Krieg 1999 begonnenen Einkreisung Russlands, um die von der russischen Regierung angestrebte Ausweitung der Handelsbeziehungen mit Westeuropa und der Bundesrepublik zu verhindern. Das Mittel dazu erwies sich als wirksam: die mit Milliardenbeträgen finanzierte Hochrüstung der Ukraine hatte den Krieg zur Folge – ein Krieg im Interesse aber ohne direkte militärische Beteiligung der USA und bislang auch keines NATO-Staates. Das Opfer: die Bevölkerung der Ukraine.
Ungeachtet der drohenden Ausweitung des vorerst noch lokal begrenzten Krieges auf die NATO-Staaten Europas wird vor allem seitens der Bundesrepublik die Militarisierung in bislang noch nicht dagewesenem Umfang forciert. Warnungen, dass die Lieferung schwerer Waffen wie Panzer, Hubschrauber, Flugzeuge und Kriegsschiffe, die zudem der Einweisung durch Militär der Hersteller-Länder bedürfen, als Kriegsbeteiligung gewertet und zur Katastrophe eines atomar geführten Krieges führen können, werden offenbar nur von wenigen beachtet, zu denen vorläufig noch Bundeskanzler Scholz zu gehören scheint – trotz der von ihm unter dem Druck der Medienkampagnen freigegebenen 100 Milliarden für die Hochrüstung der Bundeswehr, die sich längst von einer Verteidigungs- zu einer Angriffsarmee entwickelt hat, und die nicht mehr Sicherheit schafft, sondern die Gefahr vergrößert, dass Deutschland zum Kriegsschauplatz wird.
Bertolt Brecht, 1951, angesichts der beginnenden Remilitarisierung der BRD: „Wenn wir zum Krieg rüsten, werden wir Krieg haben“, und, an die deutsch-russische Geschichte erinnernd, in seinem Offenen Brief an die deutschen Künstler und Schriftsteller: „Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten."
Dass die jetzt bewilligten ungeheuren Summen für militärische Zwecke in allen sozialen Bereichen fehlen werden und von der Bevölkerung aufgebracht werden müssen, wird bei vielen in der arbeitenden und arbeitslosen Bevölkerung, auch in den Gewerkschaften und nicht zuletzt unter uns zum Nachdenken führen:
Süddeutsche Zeitung 8. April 2022, Zitat von BDI-Präsident Siegfried Russwurm: "Alle Aussagen, dass die Auswirkungen im Durchschnitt der Wirtschaft verkraftbar seien, verkennen die tatsächliche Faktenlage: Es geht nicht um Durchschnitt und nicht um einige Tage 'Frieren für den Frieden', sondern um Stillstand ganzer Industriezweige und großer Industriezentren – und um eine massive Beschädigung der größten Stärke Deutschlands auch in internationalen Konflikten: seiner wirtschaftlichen Kraft und Stabilität."
Folge: dass die Arbeiterschaft, die Masse der Werktätigen, der Familien und Rentner dafür in der einen oder anderen Art und Weise zur Kasse gebeten werden.
Widerstand gegen die geplanten Einschnitte, Nein zu Rüstung und Abbau sozialer Standards, Nein vor allem auch im Namen unserer Kinder, die um Bildung, Ausbildung, Arbeit und Perspektiven fürs Leben betrogen werden. Konsequenz kann nur sein uns enger zusammenzuschließen, vor allem in der täglichen Kleinarbeit: Gegen Sozialabbau, für Frieden und Völkerverständigung: Kampf um Frieden ist Kampf gegen den Kapitalismus.
Aus dem bisher Vorgetragenem ergeben sich Unwägbarkeiten, die nicht nur uns, sondern einen Großteil der Menschheit betreffen: ein Krieg zwischen Russland und NATO würde, wie seit einiger Zeit auch von Politikern und in den Medien reflektiert wird, Europa zum Kriegsschauplatz machen. Der nach China ökonomisch größte Konkurrent der USA wäre damit ausgeschaltet: eine Möglichkeit, die in Washington angesichts der fortschreitenden Krise Teil der Planung zu ihrer Abwendung sein und auch in Kreisen der deutschen Wirtschaftsführung mitgedacht werden dürfte. Wir sollten sie in unsere Überlegungen einbeziehen.
Aus der Rede des 95jährigen Daniil Granin, Überlebender der Belagerung Leningrads, am 27.01.2014 vor den Abgeordneten des Deutschen Bundestages:
„An den Wänden des Reichstags waren immer noch die Inschriften unserer Soldaten zu lesen. Eine davon ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: ‚Deutschland, wir sind zu dir gekommen, damit du nicht mehr zu uns kommst‘“.
„Fußstapfen der Freiheit sind Gräber“ (Volker Braun, Rede anlässlich der Verleihung des Büchner-Preises 2000):
Erschossene, Totgeschlagene, Erhängte, Verhungerte, an Krankheiten und Seuchen Gestorbene, ohne Obdach bei Wind, Regen und Kälte – ermordet im Staatsauftrag faschistischer Schreckensherrschaft in Deutschland. Ab- oder aufgerundete Zahlen – der Einzelne zählt nicht beim Massenmorden, hat aber ein Schicksal – und mit ihm seine Angehörigen – trauernde Eltern, Geschwister, Kinder: Mitleidende in vielfacher Zahl der geschätzt 27 Millionen Toten in der Sowjetunion.
Auftrag angesichts der Gräber hier, den es zu konkretisieren gilt: ihr Sterben erhält einen Sinn, wenn wir uns nicht beschränken auf Erklärungen und Transparente, sondern aufklären über Geschichte wie Gegenwart und uns dem Eingreifen bei ökonomischen und politischen Konflikten nicht verweigern.
Die Gräber der Toten hier zu Fußstapfen der Freiheit machen – lasst uns den Auftrag annehmen. –
Im Sinne des Aufrufs zur unseren heutigen Treffen:
Einstellung aller Kampfhandlungen. Zurück an die Verhandlungstische (Kritik an Rücknahme der Einladung des Belarussischen Botschaftsmitgliedes).
Wie im Aufruf des Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock e.V. vom 25. Februar 2022:
– Schluss mit Kriegsrhetorik und Konfrontationspolitik.
– Rückkehr zu dem Minsk II-Abkommen von 2015.
– Wiederaufnahme der Verhandlungen NATO–Russland.
– Schluss mit den Sanktionen.
– Frieden in Europa gibt es nur mit Russland – eine Lehre aus der Geschichte und ein Gebot der Gegenwart!
Lasst uns das Brecht-Zitat zur Gewissheit machen:
„Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein' Gewalt.
Am Grunde der Moldau wandern die Steine…“