Spurensuche zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

Konferenz „Aus dem Schatten der Erinnerung“

Trotz der wechselnden behördlichen Auflagen für öffentliche Veranstaltungen in Coronazeiten konnte unsere Konferenz am 3. Juli im Kulturzentrum Pavillon in Hannover stattfinden. Diese Veranstaltung aus Anlass des 80. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion war mit 66 Teilnehmenden und weiteren ca. 100 Zuschauer:innen durch die Live-Übertragung im Internet gut besucht. Die Aufzeichnung bzw. einzelne Vorträge und die Podiumsdiskussion empfehlen wir, sich im Internet anzusehen: https://youtu.be/j-3290KZy9I

Nach der Begrüßung aller Teilnehmenden und der vielen Referenten:innen sowie Kulturschaffenden durch die Landessprecher:innen der VVN-BdA Niedersachsen, Andreas Nolte und Mechthild Hartung, hielt Andreas einen einleitenden Vortag über die Folgen und das unendliche Leid für die sowjetischen Kriegsgefangenen auch im damaligen Niedersachsen. Anschließend erhoben sich alle Teilnehmenden zu einer Schweigeminute, um an die Millionen sowjetischer Opfer des deutschen Überfalls und ihrer Verbrechen zu gedenken und würdig zu erinnern.

Dem folgte ein Grußwort unserer Bundesvorsitzenden Cornelia Kerth und ein dokumentarischer Bericht über Veranstaltungen unserer Kreisvereinigungen und Bündnisorganisationen zum 22. Juni 2021. Hier ist insbesondere die Gedenkstätte Lager Sandbostel zu nennen, die, auch mit Beteiligung der VVN-BdA, alljährlich am 22. Juni der sowjetischen Opfer im sogenannten „Stalag X B“ gedenkt.

Wehrmacht beim Völkermord

Mit dem Thema „Vernichtungskrieg im Osten – Die Wehrmacht beim Völkermord“ ging der Historiker und Publizist Hannes Heer auf die geplanten und beabsichtigten Verbrechen und damit die Schuld der faschistischen Wehrmacht am Überfall auf die Sowjetunion ein. Er dokumentierte dies eindrucksvoll auch anhand von Zitaten aus Erlebnisberichten beteiligter Wehrmachtsangehöriger und Opfern.

Tat- und Gedenkorte

Unter dem Titel „Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit – Tat- und Gedenkorte in Niedersachsen nach dem 22. Juni 1941“ berichteten und diskutierten Dr. Rolf Keller (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten), die Autorin Vera Hilbich, Andreas Ehresmann (Leiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel), Katja Seybold (Gedenkstätte Bergen-Belsen), moderiert von Dr. Ulrich Schneider (ein Bundessprecher der VVN-BdA) über die historische Entwicklung im Kontext ihrer Tätigkeiten vor Ort.

Unser Fazit zu diesen aufschlussreichen Beiträgen und der Diskussion: Es bleibt noch viel zu tun, um die Erinnerung an die sowjetischen Opfer zu dokumentieren und insbesondere durch die Schaffung von Einzelgräbern wachzuhalten.

Beispiel Oerbke

Ein wichtiges Beispiel dafür ist der von der Wehrmacht angelegte Friedhof der ehemaligen „Stalag XI B“ in Bad Fallingbostel und „Stalag XI D (321)“ in Oerbke, wo mindestens 14.000 sowjetische Kriegsgefangene in namenlosen Massengräbern bestattet sind. Bis heute fehlt eine Dokumentations- und Erinnerungsstätte über das Geschehen dort während des Krieges mit einer angemessenen Gedenkkultur. Dass dafür infrage kommende Gebäude der ehemaligen Entlausungshalle in Oerbke ist bisher dem Verfall preisgegeben. Dies darf nicht so bleiben und verstärkt die Notwendigkeit der Initiative vor Ort in der Auseinandersetzung mit der Gemeinde Bad Fallingbostel.

Geschichtsseminare ausbauen

In seinem Beitrag über die Rolle und Bedeutung auch dieses Teils der deutschen Geschichte im Rahmen gewerkschaftlicher Seminare betonte Frank Heidenreich (IG Metall Bildungszentrum Berlin-Pichelsee) die Notwendigkeit der Beibehaltung und des Ausbaus von Geschichtsseminaren im gewerkschaftlichen Gesamtkontext. Dabei bleibe das Ziel bestehen, dass Gewerkschafter:innen aus den historischen Erkenntnissen der gewerkschaftlichen und der deutschen Geschichte ihre gewerkschaftspolitische Arbeit heute besser einordnen können.

Kriegsgefahr steigt durch Aufrüstung

Lühr Henken als Vertreter des Bundesausschuss Friedensratschlag betonte in seinem Beitrag die wieder wachsende Kriegsgefahr aufgrund neuer Aufrüstungsprogramme insbesondere der Nato-Staaten. Diese beruhen auf einer geänderten Militärstrategie und offensiven Einsatzkonzepten. Diese stelle für Russland eine Bedrohung dar, zumal die Nato teilweise unmittelbar an den Grenzen Russlands präsent sei. Henken forderte ein Ende der Nato-Konfrontationspolitik und die Wiederaufnahme von Verhandlungen über vertrauensbildende Maßnahmen sowie Schritte zur Abrüstung, um mögliche Kriege zu verhindern.

Kulturelle Beiträge

Mit mehreren zeithistorischen musikalischen Beiträgen bereicherte die Gruppe Agitprop die Konferenz. Mit zwei emotional bewegenden poetischen Beiträgen auch mit aktuellen politischen Bezügen trat Tobias Kunze auf. Emotional sehr eindringlich trug Rolf Becker politisch-kulturell zu der Veranstaltung bei. In Anlehnung an ein Zitat von Volker Braun forderte er auf, die „Gräber derer, die Widerstand geleistet haben um Freiheit zu verteidigen, diese Gräber im Sinne Brauns zu ‚Fußstapfen der Freiheit‘ zu machen – diesen Auftrag sollten wir annehmen.“

Politischer Erfolg

Unsere Kampagne mit unserer Konferenz als politischem Höhepunkt können wir als Erfolg bezeichnen, weil die VVN-BdA Niedersachsen in der Fläche des Landes aktiv beteiligt war bzw. dezentral Möglichkeiten dazu geboten hat. Erfreulich war die Eigeninitiative vieler VVN-BdA-Kreisvereinigungen, diesen 80. Jahrestag als Gedenk- und Erinnerungstag zu gestalten. Dies dokumentieren zahlreiche lokale Veranstaltungen um und am 22. Juni 2021. Auch die Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten ist gelungen. Damit hat sich die VVN-BdA örtlich und überregional als geschichtspolitischer Akteur präsentiert. Dies war etwas Neues in der Arbeit unserer Landesvereinigung.

Wegweiser Spurensuche

Die Kreisvereinigungen haben sich örtlich und regional zugleich über den Zustand von Gräbern sowjetischer Kriegsgefangener und Gedenkorten informiert und sind noch dabei. Die Ergebnisse dieser und weiterer Nachforschungen unserer Kreisvereinigungen sollen zunächst als Online-Version geplante Dokumentation zusammengetragen werden, um sie später auch als Wegweiser zu Gräbern und Gedenkorten als Broschüre zu veröffentlichen. Dies dient dem Ziel, den sowjetischen Opfern ihre Namen und damit ihre Würde zurückzugeben und darüber stärker aufzuklären. Dies praktizieren seit längerer Zeit beispielhaft Aktive der VVN-BdA Stade und Wolfsburg erfolgreich. Andreas Nolte


Der Historiker Hannes Heer sprach über die Einmaligkeit der Verbrechen der Wehrmacht in der Sowjetunion 1941 bis 1944 und die Folgen bis heute.
Foto: Rainer Bobsin / freeStyle grafik


Rolf Keller (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten).
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Die Autorin Vera Hilbich.
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Der Leiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel, Andreas Ehresmann.
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Katja Seybold (Gedenkstätte Bergen-Belsen).
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Dr. Ulrich Schneider (ein Bundessprecher der VVN-BdA).
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Frank Heidenreich (IG Metall Bildungszentrum Berlin-Pichelsee).
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Lühr Henken (Bundesausschuss Friedensratschlag).
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Andreas Nolte, Landessprecher der VVN-BdA Niedersachsen.
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Mechthild Hartung, Landessprecherin der VVN-BdA Niedersachsen.
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Cornelia Kerth, Bundessprecherin der VVN-BdA.
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Kultur


Der Schauspieler Rolf Becker.
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Poetry Slam gab es von Tobias Kunze.
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Die Gruppe Agitprop Hannover.
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Sonstige


Corona-Kontrolle am Eingang.
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Podiumsdiskussion.
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Am Bücherstandtand.
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Am Bücherstandtand.
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Am Bücherstandtand.
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Konferenzvideo

Zeitplan der Konferenz

Zeitplan als PDF herunterladen

Einlass Publikum
ab 10:15 Uhr
Musikalisch-Akustische Einstimmung
Anfangszeiten
11:00 Uhr - Beginn Begrüßung: Mechthild Hartung und Andreas Nolte
ca. 11:10 Uhr Einleitung - Andreas Nolte
11:25 Grußwort der Botschaft der Russischen Föderation (angefragt)

Gedenkminute
11:40 Lied Chor Agitprop
11:45 Hannes Heer (Einführungsvortrag):
„Vernichtungskrieg im Osten – Die Wehrmacht beim Völkermord“
12:30 Nachfragen und Diskussion
12:50 Poetischer Beitrag von Tobias Kunze
13:00 – 13:30 Uhr Mittagspause (mit Imbiss)
(Umbaupause Pavillon)
13:30 Lied Chor Agitprop
13:35 „Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit – Tat- und Gedenkorte in Niedersachsen nach dem 22.Juni 1941“
Podiumsdiskussion mit folgenden Teilnehmer:innen:
Dr. Rolf Keller, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
Andreas Ehresmann; Leiter Gedenkstätte Lager Sandbostel
Vera Hilbich, Autorin „Der ‚Friedhof der Namenlosen‘ in Oerbke“
Katja Seybold, Kuratorin Kriegsgefangenenlager Bergen-Belsen
Moderation: Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR
14:55 Poetischer Beitrag von Tobias Kunze
15:00 Pause
15:15 Beitrag von Rolf Becker
15:35 Frank Heidenreich, IG Metall BZ Berlin
„Der Umgang der Gewerkschaften mit dem Thema Vernichtungskrieg im Osten“
15:50 Lühr Henken
„Die Kriegsgefahr bannen – Aufrüstung stoppen – Schritte zur Abrüstung - Jetzt!“
16:05 Ausblick
16:15 Lied Chor Agitprop
(Abschluss der Veranstaltung)

Einladung zur Konferenz

„Aus dem Schatten der Erinnerung. Spurensuche zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion - in Niedersachsen“

Anlässlich des 80. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion und damit dem Beginn eines der größten Menschheitsverbrechen, führt die VVN-BdA Niedersachsen
am Sonnabend, 3. Juli 2021
im Kulturzentrum Pavillon (Großer Saal), Lister Meile 4, 30161 Hannover,
eine Konferenz mit dem oben genannten Titel durch.
Beginn: 11:00 Uhr, Ende gegen 16:00 Uhr *

Als Referenten:innen, Moderatoren:innen und Diskussionsteilnehmer:innen sind dabei:
Hannes Heer, Publizist
Dr. Rolf Keller, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
Vera Hilbich, Autorin
Andreas Ehresmann, Leiter Gedenkstätte Lager Sandbostel
Katja Seybold, Gedenkstätte Bergen-Belsen
Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR
Frank Heidenreich, IG Metall Bildungszentrum Berlin
Lühr Henken, Sprecher Bundesausschuss Friedensratschlag
Andreas Nolte, Landesprecher der VVN-BdA
Mechtild Hartung, Landessprecherin der VVN-BdA

S.E. Sergej J. Netschajew, Botschafter der Russischen Föderation, ist eingeladen bzw. angefragt.
Künstlerische und kulturelle Beiträge von Rolf Becker, Tobias Kunze, Chor Agitprop.

Nach der Begrüßung durch einen Vertreter der VVN-BdA Niedersachsen und dem Grußwort des Botschafters oder eines Vertreters der Russischen Föderation wird Hannes Heer zum Thema „Vernichtungskrieg im Osten – Die Wehrmacht beim Völkermord“ über die Einmaligkeit und Bedeutung des Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 und die Folgen sprechen.

Ein weiterer Schwerpunkt wird eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit – Tat- und Gedenkorte in Niedersachsen nach dem 22. Juni 1941“ sein, an der Vertreter:innen der niedersächsischen Forschungseinrichtungen und von Gedenkstätten teilnehmen werden. Ein weiterer Vortrag von Frank Heidenreich behandelt den Umgang der Gewerkschaften mit dem Thema Vernichtungskrieg im Osten. Zur aktuellen Entwicklung im Kontext der Geschichte nimmt Lühr Henken in einem abschließenden Statement zur dringenden Notwendigkeit von konkreten Schritten zur Abrüstung und guten Beziehungen zu Russland Stellung. Das Programm wird durch kulturelle Beiträge ergänzt.


Anmeldung Teilnahme:

Wegen der weiterhin geltenden Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie wird die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt sein.

Anmeldungen bitte ab sofort an die E-Mail-Adresse buero@vvn-bda-niedersachsen.de oder an die Postadresse VVN-BdA, Rolandstr. 16, 30161 Hannover. Anmeldeschluss ist der 1. Juli 2021. Die Berücksichtigung der Anmeldungen findet nach ihrem Eingang statt.

*Tagungsgetränke wie Kaffee, Tee und Mineralwasser werden kostenlos bereit gestellt. In der Mittagspause wird ein kostenloser Imbiss angeboten.