60 Jahre VVN Niedersachsen
Am 28. Februar 1947 wurde die Landesvereinigung Niedersachsen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes gegründet.
Mit ihrem 60-jährigen Bestehen blickt die Vereinigung auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Als Organisation der Verfolgten und Kämpferinnen und Kämpfer im Widerstand gegen den Faschismus begann sie im Kampf um die Verwirklichung des Schwurs von Buchenwald und um einen politischen und sozialen Neubeginn in Deutschland. Die zunehmende Konfrontation der Westmächte gegenüber der Sowjetunion und der Antikommunismus, der im Verlauf dieser Entwicklung in deren Einflussgebiet geschürt wurde, führte zur Zerstörung der antifaschistischen Einheitsfront und zum Austritt vieler vorwiegend sozialdemokratischer Mitglieder. Mit Gründung der Bundesrepublik war die Vereinigung zunehmenden Repressalien und Versuchen der Illegalisierung ausgesetzt. Deren erfolgreiche Abwehr verdankte sie insbesondere ihren Enthüllungen der Nazivergangenheit zahlreicher beteiligter Staatsanwälte und Richter.
Der Kampf gegen die Wiederbewaffnung und die fortschreitende Aushöhlung der sozialen und Freiheitsrechte in der Bundesrepublik verband sich mit einer Öffnung der Organisation für neue Mitglieder und einem erfolgreichen Generationswechsel, der sich in der Erweiterung des Namens zum „Bund der Antifaschisten” (VVN/BdA) ausdrückte.
Auch gegenwärtig erleben wir eine neue Welle der Kriegspolitik. Seit der völkerrechtswidrigen Intervention in Jugoslawien sind die Streitkräfte der Bundesrepublik fortwährend auf Kriegsschauplätzen im Ausland präsent. Damit einher geht ein massiver Abbau von bürgerlichen Freiheitsrechten und die Aushöhlung der Systeme der sozialen Sicherung. Langzeitarbeitslosigkeit, Kinderarmut, wachsende soziale Auslese im Bildungswesen und Zerfall des Systems der Berufsausbildung berauben immer mehr Menschen, besonders Jugendliche, jeglicher sozialen Perspektive. Alte und neue Nazis versuchen verstärkt dieses Potenzial gesellschaftlicher Frustration für sich auszunutzen. Die VVN/BdA ist unter diesen Bedingungen besonders gefordert. Gleichzeitig steht sie erneut vor der Notwendigkeit, einen Generationswechsel einzuleiten.
„Den Frieden wiederherzustellen und die Verantwortlichen
für den faschistischen Terror und Krieg zur Rechenschaft zu ziehen,
bedeutete für keinen Teilnehmer der antifaschistischen Bewegung einfach nur
Waffenstillstand und einige personalpolitische Umbesetzungen, sondern die
Einleitung eines strukturverändernden demokratischen Bruchs, der jede
Wiederholung der Barbarei ausschließen sollte.” (Aus der
Erklärung der Gründungskonferenz der VVN in Frankfurt im März
1947.)
(Dieses und die folgenden Zitate, soweit nicht anders gekennzeichnet, aus
„40 Jahre Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes”, Hannover,
1987.)