60 Jahre VVN Niedersachsen

Antikommunismus und Spaltung

Die Versuche der Westalliierten unter Führung der USA, die UdSSR aus ihrem Einflussgebiet in Mitteleuropa zu verdrängen, gingen naturgemäß mit einer verschärften antikommunistischen Propaganda einher. Eine besondere Rolle spielte dabei Kurt SCHUMACHER. Er versuchte, jede Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten zu unterbinden. Davon war die VVN in besonderem Maße betroffen. Allerdings blieb der Versuch, die SPD-Mitglieder zum Austritt aus der Vereinigung zu bewegen, zunächst erfolglos. Auf dem Parteitag der SPD im September 1948 in Nürnberg wurde dann gegen den heftigen Widerstand einer Minderheit der berüchtigte Unvereinbarkeitsbeschluss durchgesetzt. Der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten (AVS) folgte 1950 die Gründung des Bundes der Verfolgten des Naziregimes, einer Organisation, der vorwiegend Christdemokraten angehörten. Trotz des wachsenden gesellschaftlichen und politischen Drucks gelang es lange Zeit, das gesamte ursprüngliche politische Spektrum der VVN in ihren führenden Gremien zu erhalten:

"Trotz des Unvereinbarkeitsbeschlusses der SPD … setzte sich der im März 1950 gewählte Landesvorstand in Niedersachsen aus 14 Parteilosen, 12 KPD-, 9 SPD- und 2 CDU-Mitgliedern sowie je einem Angehörigen der FDP, des Zentrums und der Deutschen Partei zusammen …" (Mitteilungen der VVN Niedersachsen, Nr. 15/16, Mai 1950)

Die politische Auseinandersetzung drehte sich natürlich nicht nur um die Zusammenarbeit von Nichtkommunisten mit Kommunisten in einer Organisation. Getreu ihrer ursprünglichen Grundhaltung setzte sich die VVN zunehmend in Gegensatz zur herrschenden Politik:

"Das kompromisslose Festhalten der VVN an einer Verständigungspolitik zwischen Ost und West, ihre massiven Angriffe gegen die Politik der Remilitarisierung und Renazifizierung führten in der BRD zur Konfrontation mit der Politik der Bundesregierung und den in vielen Ämtern erneut tätigen ehemaligen Nazigrößen, was die erneute Kriminalisierung der VVN-Mitglieder nach sich zog: Der Beschluss der Bundesregierung vom September 1950 erklärte die in der VVN organisierten Verfolgten wieder zu Staatsfeinden, durch Berufsverbotsmaßnahmen waren sie erneuter Verfolgung ausgesetzt."

Die Protesterklärung dagegen spiegelt noch einmal die weltanschauliche und politische Spannweite der Organisation wieder.

Auch gegen das öffentliche Auftreten der Vereinigung gab es zunehmende Repressionen, z. B. durch das Dekret des Niedersächsischen Staatsministeriums, in dem ein Verbot von Versammlungen unter freiem Himmel verfügt wurde.

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