60 Jahre VVN Niedersachsen

In memoriam Fritz Maiwald

24. August 1916 - 28. August 2007

Fritz Maiwald war ein Veteran der Arbeiterbewegung. Schon während seiner Elektrikerlehre in Breslau wurde er Gewerkschaftsmitglied. Enttäuscht von der Unterstützung der Rüstungspolitik durch die SPD in den 20er-Jahren schloss sich der junge Sozialdemokrat der SAP an.

Die Machtübergabe an Adolf Hitler erlebte er mit 17 Jahren. Wie viele seiner Freunde und Verwandten beteiligte er sich von Anfang an am Widerstand und erfuhr die brutalen Methoden der Faschisten am eigenen Leib. Seine Gruppe organisierte den illegalen Grenzverkehr mit Widerstandskämpfern und Propagandamaterial zur CSR. Auch während Arbeitsdienst und Kriegsdienst als Funker bei der Luftwaffe in Wunstorf hielt er Kontakt zu illegalen Gruppen.

Nach 1945 blieb er in Hannover, begann wieder in seinem Beruf zu arbeiten und stellte sich als Arbeitervertreter im Betrieb und als Mitglied in einem Ausschuss zur Entnazifizierung in den Dienst des Aufbaus einer demokratischen Gesellschaft. Er war Gründungsmitglied der IG Metall in Hannover und in der britischen Zone.

Seine Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit brachte ihn in Kontakt mit erfahrenen Genossen der KPD, deren Mitglied er bald selbst wurde. Sein kämpferisches Auftreten im Interesse seiner Kolleginnen und Kollegen brachte ihm mehrere Maßregelungen ein. Auch aus der IG Metall wurde er 1951 ausgeschlossen, weil er sich weigerte, ein Revers bezüglich seiner KPD-Mitgliedschaft zu unterschreiben.

Nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes wurde er hauptamtlicher KPD-Sekretär. Nach dem KPD-Verbot arbeitete er wieder in einem Elektrobetrieb. Dort wurde er bald Betriebsratsvorsitzender und Vertreter im hannoverschen Gesellenausschuss. Er wurde wieder in die IG Metall aufgenommen und Mitglied in der Vertreterversammlung.

Seine Einzelkandidatur zur Bundestagswahl 1961 brachte ihm eine Anklage und Verurteilung wegen angeblichen Verstoßes gegen das KPD-Verbot ein. 7 Monate der 12-monatigen Haftstrafe verbrachte er im Gefängnis Oldenburg. Aus dieser Zeit datiert seine Mitgliedschaft in der VVN.

Früh verwitwet begründete er 1963/64 die Lebensgemeinschaft mit Herta DÜRRBECK, die 30 Jahre bis zu deren Tod bestand. Von den 70er Jahren an widmeten sich Fritz und Herta ganz intensiv der Arbeit in der VVN. Inzwischen im "Ruhestand" war Fritz über viele Jahre Kreisvorsitzender der VVN in Hannover und hatte Funktionen auf Landes- und Bundesebene.

Er setzte sich sehr für die Öffnung der VVN zum Bund der Antifaschisten ein und entwickelte ihre Kontakte zu den Gewerkschaften. Er arbeitet in der Geschichtskommission und dem Arbeitskreis Niedersächsischer Gedenkstätten. Besonders bemühte er sich dabei um Aufklärung über die Zwangsarbeiterlager hannoverscher Betriebe. Als Zeitzeuge für die Jugend stand er immer zur Verfügung. Er stellte den Kontakten mit tschechischen Verfolgten her und bemühte sich um das Andenken an Prof. Theodor Lessing und der Erforschung von dessen Emigrationszeit in der CSR.

Seit Gründung des “Niedersächsischen Härtefonds für Opfer des NS-Regimes in besonderen sozialen Notlagen” arbeitete er mehr als 9 Jahre lang bis zum Herbst 1999 als allseits geachteter Vertreter der VVN/BdA neben der inzwischen ebenfalls verstorbenen Gertrud Schröter auf dem bereitgestellten Platz der Fraktion B90/Grüne.

Auch als er sich aus Alters- und Gesundheitsgründen von seinen Funktionen zurückziehen musste, war er auf fast allen Veranstaltungen und öffentlichen Auftritten der Kreis- und Landesvereinigung präsent. Auf der Landesdelegiertenversammlung 2002 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Landesvereinigung gewählt. Bis zuletzt verfolgte er die politische Entwicklung und war mit seinen Gedanken bei der Arbeit seiner Partei, seiner Gewerkschaft und unserer Vereinigung. Als treibende Kraft und lebendes Gedächtnis des Antifaschismus wird er uns unersetzlich sein!