Mitteilungsblatt der VVN/BdA Niedersachsen

Weltliteratur in Wolfsburg

Vietnamesischer Autor bei VVN-BdA und Bibliotheksgesellschaft

Es war kein alltäglicher Gast, der der Stadtbibliothek Wolfsburg im September einen Besuch abstattete: Der vietnamesische Autor Nguyen Huy Thiep las aus seinem erstmals auf deutsch erschienenen Buch "Der pensionierte General".

In ihrer Einführung wies Mechthild Hartung als Einladende auf die Bedeutung der Völkerverständigung hin. Gut 30 Zuhörer/innen konnten zwei der in Vietnam viel diskutierten Kurzgeschichten hören und wurden vom Autor selbst mit der spannenden Literaturdiskussion in dem fernöstlichen Land bekannt gemacht. Nguyen Huy Thiep ist der wichtigste Repräsentant einer neuen, jungen und experimentell orientierten Literatur. In seinen Erzählungen thematisiert er die Grundwidersprüche, die heute in Vietnam das Leben der Menschen prägen: Stadt und Land, Tradition und Moderne, revolutionäre Moral und Kommerz.

Der Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft BRD-Vietnam, Günter Giesenfeld, Professor für Neuere deutsche Literatur und Medien an der Philipps-Universität Marburg, gab einen Einblick in die neuere vietnamesische Geschichte und trug so zum besseren Verständnis der in Vietnam ablaufenden Diskussionen bei.

VVN-BdA Wolfsburg


Neue Biographie erzählt aus dem Leben einer hannoverschen Arbeiterfamilie

Peter Dürrbeck portraitiert das Leben seiner Eltern Karl und Herta

Ein biographischer Bericht der kommunistischen und antifaschistischen Familie von Karl und Herta Dürrbeck ist soeben in Hannover im SchöneworthVerlag erschienen. Im Mittelpunkt steht eine Familie, die im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, in der Zeit des Faschismus und unter der Adenauer-Justiz verfolgt worden ist.

Herta Dürrbeck, die in den 1950er Jahren Abgeordnete des Niedersächsischen Landtages war, saß von 1934 bis 1936 im Gerichtsgefängnis Hannover wegen ihres Widerstandes gegen die Nazis. 20 Jahre nach ihrer Haftentlassung musste sie im gleichen Gefängnis erneut antreten, weil sie als Abgeordnete mit ihren KPD-Landtagskollegen einen Artikel unterzeichnet hatte, der Jugendliche aufrief, trotz Polizeischikanen nach Berlin/Ost zum Deutschlandtreffen zu fahren. Das brachte ihr drei Monate Haft wegen Unterstützung der illegalisierten FDJ ein.

Im Jahre 1963 wurde sie erneut von der Adenauer-Justiz verurteilt. Man unterstellte ihr und drei weiteren Frauen, nach dem Verbot der KPD 1956 bis zur Auflösung des Demokratischen Frauenbundes in der Bundesrepublik 1957 die Arbeit der illegalen KPD fortgesetzt zu haben. Verurteilt zu einem Jahr Gefängnis musste sie daraufhin die verhängte Strafe im Frauengefängnis Vechta sowie im Gefängnislazarett Lingen an der Ems absitzen.

Im Vorwort schreibt Dr. Ulrich Schneider, Bundessprecher der VVN/BdA: "Der besondere Reiz liegt darin, dass hier nicht wissenschaftlich distanziert über diese beiden Personen geschrieben, sondern dass ein Familienmitglied, der Sohn, der mit den politischen und gesellschaftlichen Idealen der Eltern übereinstimmt, seine Sicht auf diese Menschen, ihr Handeln und ihr Schicksal nachzeichnet."

Herta Dürrbeck und ihr späterer Lebensgefährte Fritz Maiwald waren beide bis zu ihrem Tode aktiv in der Initiativgruppe für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges.

Karl und Herta Dürrbeck - Aus dem Leben einer hannoverschen Arbeiterfamilie. Aufgeschrieben von Peter Dürrbeck. SchöneworthVerlag Hannover, ISBN 978-3-9811060-2-2. Das Buch ist u.a. in Göttingen im Buchladen Rote Straße (Nikolaikirchhof 7) zum Preis von 10 Euro erhältlich.


Leben im Verborgenen

Illegalisierte Menschen mitten unter uns

Aus Anlass des Antikriegstages begrüßte Mechthild Hartung etwa 30 Interessierte im Namen der VVN-BdA Wolfsburg, der Flüchtlingshilfe Wolfsburg und der SJD Die Falken.

Den Mitgliedern dieser drei Organisationen geht es gleichermaßen um Antimilitarismus, um Humanität, Antirassismus und Schutz der Menschen vor Diskriminierung, vor Abschiebung und Verelendung, Schutz vor Rechtlosigkeit. Kriege erzeugen Flüchtlingsströme - die Flüchtlinge zu schützen und sie nicht zu illegalisieren, ist eine historische Pflicht.

So wie vor dem Hitlerfaschismus politisch verfolgte Menschen aus Deutschland fliehen mussten, so treiben Krieg und Hunger auch heute Menschen aus anderen Ländern zu uns. Die Lehre aus der verbrecherischen Nazizeit muss heute heißen: Schutz den Menschen, die bei uns Schutz suchen. Auch die UN-Charta und das Grundgesetz waren eine Reaktion auf die Nazibarbarei. Richtschnur soll für uns Art. 1 der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" sein: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen."

Wie weit wir davon entfernt sind, erfuhren die Anwesenden von zwei Frauen aus Hannover, die in einem von der Stadt unterstützten Projekt illegalisierte Flüchtlinge beraten und unterstützen. Alles für uns Selbstverständliche ist für Menschen ohne Papiere ein riesiges Problem: Wohnen, Schule, Ausbildung, Arbeit, Gesundheitsversorgung - einfach alles - denn sie müssen unsichtbar leben.

MH


Käthe Kollwitz und Heinrich Vogeler halfen mit

Rote-Hilfe-Kalender für 2011

Die Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Hannover hat einen Monatskalender mit zwölf kolorierten Grafiken hergestellt. Jedes Blatt stellt eine Frau vor, die aktiv in der Roten Hilfe und der Internationalen Arbeiterhilfe tätig war.

Zu den Grafiken finden sich auf den Rückseiten die Biografien der Abgebildeten. Dazu werden zwölf weitere Frauen vorgestellt, die in der Auseinandersetzung mit den Staatsapparaten ihrer Heimatländer bekannt wurden. Einige ließen dabei ihr Leben.

Der Kalender ist zugleich eine Einführung in die Geschichte der Roten Hilfe und der Internationalen Arbeiterhilfe. Wer erfährt heute noch, dass Käthe Kollwitz eine Unterstützerin der Kinderheime der Roten Hilfe war und schon 1924 gemeinsam mit Heinrich Vogeler Zeichnungen für die Internationale Rote Hilfe und die Rote Hilfe Deutschland anfertigte?

Aber es werden nicht nur die Prominenten benannt und skizziert, sondern auch einige von denen, die bis in die jüngste Zeit für die Benachteiligten eingetreten sind. Zum Beispiel: Elfriede Kautz aus Hannover, die 1963 in der Bundesrepublik ein Jahr im Gefängnis in Vechta saß, weil sie "Frohe Ferien für Kinder" organisierte und auch mit Kindern in die DDR gefahren war. Bis ins hohe Alter war sie auch in der Roten Hilfe in Hannover aktiv.

Dabei tabuisieren die Kalendermacher Karin und Reiner die unterschiedlichen Meinungen der Vorgestellten nicht. Sie stellen auf der Rückseite des Oktoberblatts die Professorin der Karl-Marx-Parteischule Frida Rubiner vor und Ulrike Meinhof, die ihr Leben im Hochsicherheitstrakt der JVA Stammheim lassen musste und deren Tod bis heute viele Fragen hinterlässt.

Selbst wenn die Betrachter/innen bedenken, dass in der Bundesrepublik die Tätigkeit der Roten Hilfe verschwiegen wird, kommen bei den wenigen Benennungen über die Geschichte der Roten Hilfe meist nur Männer vor. Wer erfährt heute noch, dass Klara Zetkin die Präsidentin der Roten Hilfe war und Jelena Stassowa ihre Stellvertreterin? Oder, dass Jelena Stassowa 1938 alle ihre Funktionen aufgeben musste, erst 1953 rehabilitiert wurde und erst 1956 den früher verliehenen Leninorden zurück erhielt.

"Eigensinn - Mut - Solidarität - Widerstand" lautet der Untertitel auf dem Deckblatt, und in den Lebensbeschreibungen der 24 Frauen spiegelt sich das auch wider. Dieser Kalender ist lesenswert und eben mehr als ein Kalendarium.

Der Kalender hat das Format A3, kostet 10 Euro und kann per E-Mail an hannover@rote-hilfe.de bestellt werden.


Bündnisse nutzen

Was hat VVN/BdA mit "Ramadan" zu tun?

Was haben wir mit Ramadan zu tun? Ganz einfach: Die VVN ist gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung. So hat sie in Wolfsburg die Ramadanfeier mit organisiert. Am Tisch saßen die Einladenden des Wolfsburger Integrationsreferats mit Vertretern vieler moslemischer Organisationen und Vereine aus Indonesien, Thailand, Tunesien, Vietnam und der Türkei. Es entstanden interessante neue Kontakte und Erfahrungen. Die Muslime beschlossen als "gute Tat" in diesem Jahr ihre Geldspende den im Asylbewerberheim lebenden Flüchtlingskindern zukommen lassen. Dort war die Freude groß! Am Abend der Ramadanfeier hatte die VVN/BdA einen kleinen Informationsstand aufgebaut und machte in Einzelgesprächen unsere Organisation bekannt.

Mechthild Hartung